Plötzlich sind sie wieder überall. Auf den Wiesen, in den Parks, an den Ufern von Flüssen und Seen. Barfuss, mit einem Bier in der einen, mit einem Holz-Stab in der anderen Hand. Sie werfen auf kleine Holzpflöcke und applaudieren, wenn einer getroffen ist und fällt. Die Kubb-Saison ist eröffnet.
Das Spiel stammt aus Schweden. Bereits im Mittelalter vergnügten sich dort die Wikinger an den Festen nach ihren blutigen Schlachten bei einer Partie Kubb. Was aussieht wie eine Mischung aus Schach und Boule oder Boccia, symbolisiert eine Schlacht. Ein Kampf zwischen zwei Teams, die mit zwei Armeen aus Holzklötzen um den König kämpfen. Von daher kommt auch der Name «Kubb» – womit nichts anderes gemeint ist als eben genau dieser Holzklotz.
Das Spiel geriet in Vergessenheit und wurde erst 1998 in Schweden wieder entdeckt. 2003 brachten Austauschstudenten das Spiel in die Schweiz – und dann ging es schnell: Bereits 2004 fand das erste Turnier, die «Swisskubb Challenge», statt. Behindertenwerkstätten in Lausanne und Reinach begannen, das Spiel herzustellen.
Inzwischen gibt es in der Schweiz über 10 Turniere, mit einer Schweizer Meisterschaft am Murtensee. Kubb hat in der Schweiz eine grosse Anhängerschaft gefunden, mit den Hochburgen in Basel und Baden.
An den Turnieren spielen meist Dreierteams gegeneinander, in Gruppenphasen und dann im K.O.-System. Dem Sieger winken je nach Turniergrösse Kubb-Sets und Pokale – die grössten beiden Turniere schicken das Sieger-Team gar nach Schweden in die Ferien.
Bereits gibt es, ähnlich wie im Tennis, Ranglisten – und einige Teams, die sich schon an verschiedensten Turnieren durchgesetzt haben, gelten als Favoriten und sind gefürchtet. Jährlich findet in Gotland (Schweden) eine Weltmeisterschaft statt.
Obwohl auch beim Kubben ein gewisser Ehrgeiz Einzug gefunden hat, die Turniere gleichen eher einem gemütlichen Grillfest denn einem Ernstkampf. Hunde spazieren zwischen den Spielfeldern umher, es läuft Musik, es wird gegrillt, und es fliesst Bier in einem grossen und doch kultivierten Rahmen. Die Kubber kennen sich, schütteln sich nach dem Spiel die Hände, gratulieren bei gut geworfenen Hölzern.
Kubb spielen kann wirklich jeder: Egal ob Anfänger oder Crack – vom Vater, der mit seinen Kindern spielt, über die Mitzwanziger Neu-Hippies bis hin zu Rentnern sind alle Typen von Spielfreudigen über die Kubb-Felder verteilt. Und es werden von Jahr zu Jahr immer mehr. Der letzte König ist noch lange nicht gefallen.